Nockenwelle 750->1100

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Nockenwelle 750->1100

Beitrag von Chris »

Hallo,

kann mir jemand sagen, ob die Nockenwellen von der 750 auch in die 1100 passen?

Gruß Chris
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Re: Nockenwelle 750->1100

Beitrag von katana1135 »

Nachdem von den Technikexperten hier niemand eine Aussage getroffen hat, habe ich mich bei Suzuki erkundigt.

Die allgemeinen Steuerzeiten sind bei den Modellen unterschiedlich.

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Im Vergleich zu dem ursprünglichen Motor der GSX 1100 wurde bei dem Motor für die GSX 1100 S die Nockenwelle verändert, um die Leistung zu steigern und den Benzinverbrauch zu senken. Die Motorsteuerung wurde bei der SX und EX nochmals verändert.

Der Motor der GSX 1000 S entspricht weitestgehend dem GSX 1100 S. Hier wurden lediglich Kolben/Ringe, Zylinder/Zylinderkopf und das Ritzel für die Einlassnocken verändert und ein anderer Vergaser (VM32SS) fand Verwendung.

Für den GSX 750 S Motor wurde der GSX 750 E modifiziert. Veränderung der Motorsteuerung durch die Einlassnockenwelle, Erhöhung der Verdichtung und anderer Vergaser (BS34SS). Zudem wurde das Primärantriebszahnrad an die Kurbelwelle geschweißt und eine Materialänderung an der Pleuelstange führte zur Verstärkung der Kurbelwelle.

Bei der großen Hubraumklasse ist zu beachten, dass in Österreich, Schweden, Schweiz und der BRD eine andere Motorsteuerung verwendet wurde. Ist sicherlich auf die damalige Leistungsbeschränkung zurückzuführen (preiswertere Versicherungsklasse).

Unterscheidung der Nockenwellen:
Auslaßnockenwelle: EX
Einlaßnockenwelle: IN

Somit ist zu erkennen: Nockenwellen können nicht ohne weiteres zwischen den Modellen getauscht werden!
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Re: Nockenwelle 750->1100

Beitrag von Pedda »

...bin erst jetzt hierauf aufmerksam geworden...

Was Suzuki da schreibt, bezieht sich ja ausschließlich auf die Steuerzeiten.

Die Tatsache, daß die verschiedenen Motoren unterschiedliche Steuerzeiten haben, sagt zunächst nichts darüber aus, ob die Nockenwellen untereinander getauscht werden können.
Mit ein paar Langlöchern in den Nockenwellenzahnrädern, die eh für eine vernünftige Einstellung der Steuerzeiten notwendig sind, kann ich die Nocken ggf auch für einen anderen Motor passend machen.

Rein physisch passen die 7.5er Nocken auf jeden Fall schon mal in den 11er Motor. Hab mir daraufhin die Nocken mal genauer angeschaut - sowas hat man schließlich im Keller rumliegen... ;) , es ist kein Unterschied festzustellen.
Nächster Schritt: Bestellnummern vergleichen.
Siehe da: die sind für insgesamt 11 Modelle gleich, unter anderem auch für die 7.5er und die 11er Katana.

Ergo: Du kannst die Nocken verwenden. Du mußt allerdings die Zahnräder des 11er Modells verwenden, am besten gleich mit Langlöchern und mal so richtig exakt einstellen.
...aber am besten fragst Du einen, der Ahnung hat.


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Re: Nockenwelle 750->1100

Beitrag von katana1135 »

Wenn ich mir die theoretischen Werte der Handbücher etwas genauer ansehe, finde ich bei den Sollwerten der Nockenhöhe Unterschiede.

GSX 750 ET/X (1980/81)
Einlass 34,360-34,400
Auslass 34,360-34,400

Mich wundern ein wenig die gleichen Werte bei Einlass und Auslass, habe es aber im Handbuch mehrmals nachgelesen (Druckfehler?)

GSX 750 SZ
Einlass 34,940-34,980
Auslass 34,360-34,400

Der Katanamotor sollte in der 3/4 Liter-Klasse mehr Leistung bekommen, daher wurde der Ventilhub im Einlass erhöht und die Öffnungszeiten verlängert. Ziel: Leistungssteigerung, Erhöhung von Drehmoment und verbesserte Laufkultur.


GSX 1100 SZ
Einlass 34,650-34,690
Auslass 34,650-34,690

Hier das gleiche wie oben, habe es aber ebenfalls zweimal nachgelesen.

Der GSX 1100 Motor bis 1983 leistete in der offenen Version 111 PS (mit Abweichungen von 5% nach oben oder unten). Suzuki vermutet die Leistungsreduktion zugunsten des Versicherungsgrenze unter 100 PS in unterschiedlichen Abgasanlagen, kann es aber nicht definitiv bestätigen. Unterschiedliche Nockenwellen sind bei den orginalen NW zumindest nicht bekannt.

Wie hieß nochmal der berüchtigte Lieferant? Yosh.....


GSX 1100 EE
Einlass 34,651-34,691
Auslass 34,357-34,397
bzw.
Einlass 35,241-35,281
Auslass 34,933-34,973

Der GSX 1100 EE (ab 1984) hatte bereits verschiedene Merkmale der GSX-R-Motoren und die ausländische Version brachte 125 PS. Aufgrund der Leistungsbeschränkung in Deutschland wurden die Steuerzeiten gezähmt und der Ventilhub verringert.


Bei den kleineren Hubraumklassen (550 und 650 ccm) hatten die 550er Modelle immer die gleichen Nockenwellen. Bei den 650er Versionen gab es Unterschiede zwischen den zahmeren GT/GL Motoren und dem Katanamotor GX.

GS 650 GT/GL
Einlass 35,485-35,515
Auslass 35,285-35,315
GS 650 GX
Einlass 36,285-36,315
Auslass 35,785-35,815

Steuerzeiten weichen ebenfalls voneinander ab.


Die Angaben beziehen sich wie oben schon erwähnt auf die Angaben der Suzuki Handbücher. Somit handelt es sich um theoretische Werte.

Die Hinweise aus der Praxis sind allerdings weitaus hilfreicher. Daher grossen Dank an Pedda. Insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass verschiedene Nockenwellen laut Aussage bei Suzuki nicht mehr lieferbar sind.
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Re: Nockenwelle 750->1100

Beitrag von katana1135 »

Wenn man sich nun die einzelnen Werte der Nockenhöhe ansieht, liegt die Vermutung nahe mit der 750er Einlaßwelle die Leistung erhöhen zu können. Die Werte der GSX 1100 EE machen dieses deutlich. Durch die von Pedda beschriebenen Langlöcher wäre es zudem möglich, auch auf die Steuerzeiten Einfluss zu nehmen. Stellt sich die Frage, wie die anderen Komponenten im Zylinderkopf mit dieser Veränderung klar kommen. Erhöhte Verdichtung, anderer Druck auf Ventilfedern usw.

Ich vermute nun sind wir wieder bei der zentralen Frage von Chris ...

Wer sich ein wenig mehr mit dem Thema Leistungsverbesserung auseinandersetzen möchte, dem sei als Einstieg folgendes Buch empfohlen:

http://www.katanaownersclub-forum.de/vi ... f=43&t=278

Hier werden in einem speziellen Kapitel anhand von Uralteisen die Massnahmen der Frisöre aus den 60er Jahren beschrieben. Aber bestimmte Grundlagen haben sich nicht verändert. Zudem gibt das Buch einen interessanten Einblick in die gesamte Motorradtechnik der damaligen Zeit. OK ... erfahrene Leistungsschrauber erfahren dort sicherlich wenig Neues. Aber als Einstieg in die Materie sicherlich interessant.
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Re: Nockenwelle 750->1100

Beitrag von katana1135 »

Zum Abschluss der theoretischen Werte hier die aktuellen Angaben von Suzuki zu Teilenummern und Lieferfähigkeit.
An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an Suzuki für diese und vorherige Informationen:

GS 550 MX/MZ (1981/82)
Einlass 12711-47001 (nicht lieferbar)
Auslass 12721-47001 (nicht lieferbar)

GS 650 GX/GZ (1981/82)
Einlass 12711-34301 (nicht lieferbar)
Auslass 12721-34301 (nicht lieferbar)

GSX 750 SZ/GZ (1981/82)
Einlass 12700-45810 (lieferbar)
280° - 7,5*
Auslass 12700-45820 (lieferbar)
268° - 6,5*

GSX 750 EX (1981 - nicht Katana)
Einlass 12711-45400 (nicht lieferbar)
268° - 6,5*
Auslass 12721-45400 umgeschlüsselt: 12700-45820 (lieferbar)
268° - 6,5*

GSX 1100 SZ (1982)
Einlass 12700-49810 (nicht lieferbar)
280° - 7,0*
Auslass 12700-45820 (lieferbar)
268° - 6,5*

GSX 1100 SD (1983 Export)
Einlass 12700-45810 (lieferbar)
282° - 7,5*
Auslass 12700-49820 (lieferbar)
280° - 6,5*

GSX 1100 EX (1981 - nicht Katana)
Einlass 12711-49200 umgeschl. 12700-49810 (nicht lieferbar)
280° - 7,0*
Auslass 12721-49200 umgeschl. 12700-49820 (lieferbar)
280° - (7,0)6,5*

* Öffnungswinkel (KW) - Ventilhub in mm

Trotz gleicher Teilenummer unterschiedliche Öffnungswinkel und abweichender Ventilhub :roll:
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Re: Nockenwelle 750->1100

Beitrag von Pedda »

Schöne Auflistung, die Suzuki da zu Verfügung gestellt hat. :!: Prima, daß die so kommunikativ sind.

Als Fazit gilt das vorher gesagte. Die 7.5er und die 11er Katana besitzen die gleichen Werte, lediglich die Exportversion ist etwas "schärfer". Die Nockenwellen sind zwischen den Modellen tauschbar.
...aber am besten fragst Du einen, der Ahnung hat.


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Re: Nockenwelle 750->1100

Beitrag von katana1135 »

Unterschiede sind schon da.

Innerhalb der SZ verändert sich der Ventilhub bei den Einlassnockenwellen (siehe Teilenummer 45... und 49...) . Die 750er hat einen höheren Ventilhub. Dieses sorgt dafür, dass insbesondere bei hohen Drehzahlen die Leistung spürbar erhöht wird. Diese Nockenwelle (45...) findet sich bei der Exportkatana wieder (vermutlich aufgrund des veränderten Ventilspiels, mit einem leicht veränderten Öffnungswinkel). Bei der Export weicht zudem die Auslasswelle von den beiden deutschen SZ-Motoren ab (siehe vergrösserten Öffnungswinkel).

Die Leistungssteigerung wurde von Schäfer Motorsport bestätigt. Also schlachtet die 3/4tel Köpfe und wechselt eifrig. Wem das nicht genug ist, kann auf die Yoshimura Nocken zurückgreifen. Diese sind nach wie vor erhältlich und können beim Importeur (Schäfer Motorsport) bezogen werden. Empfohlener Kundenverkaufspreis 860 €

Wir könnten als Club eine Sammelbestellung aufgeben. In diesem Fall gäbe es einen spürbaren Rabatt. Sofern daran Interesse besteht ... PM an mich.
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Re: Nockenwelle 750->1100

Beitrag von Chris »

Liebe Schrauber,

ich bin doch immer wieder erstaunt, welche Höchstleistungen Ihr zu bringen, im Stande seit, wenn man Euch nur genug Zeit gibt.


Vielen Dank dafür. Also für mich nehme ich jetzt erst einmal mit, dass ich die Nockenwellen der 750 verwenden kann.

Leider ist die Auktion bei Ebay schon abgelaufen und die Dinger sind für 6,50 EUR weg gegangen.
Nicht an mich, ich habe mich nicht getraut.

Aber es kommt bestimmt noch etwas nach.

Gruß Chris
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Re: Nockenwelle 750->1100

Beitrag von epic »

Schönes Thema, befasse mich auch gerade etwas mit Steuerzeiten.
Zum Thema Gaswechselvorgänge und Steuerzeiten kann ich übrigens Apfelbeck (Wege zum Hochleistungs-4Takter) sehr empfehlen.

Meine Frage passt nicht unbedingt sehr gut hierhin, aber das andere Thema, in dem das einstellen der Nockenwelle diskutiert wird, finde ich einfach nicht mehr.

Dort wurde gesagt, dass die Steuerzeiten, die von Suzuki angegeben werden, immer bei 1mm Ventilhub gelten.

Ich habe nun den Ventilhub gemessen und mit den zugehörigen Kurbelwinkeln notiert. (OT habe ich auch mit der Messuhr bestimmt, ist also relativ exakt.)

Ich fahre eine GSX 400 F, bei GS-Classic habe ich meine Steuerzeiten erfahren.
E-auf: 40 vOT
E-zu: 17 nUT
A-auf: 47 vUT
A-zu: 40 nOT

Habe die Nockenwellen nun genau nach Handbuch eingebaut (Steuerkette ist nicht verschlissen, Zylinderkopf wurde geplant aber nur 7 Hundertstel)

Gemessen habe ich komischerweise (bei 1mm Ventilhub):
E-auf: 5 nOT (habe mich nicht verschrieben :))
E-zu: 45nUT
(7mm Ventilhub bei 65 vUT)

Auslass noch nicht gemessen.

Was mich daran wundert ist, dass die schon relativ zahmen Steuerzeiten von 237 Grad Kurbelwellenwinkel nichtmal erreicht werden. Es sind nur 220 Grad. Zum Vergleich stehen ja unglaubliche 280 Grad bei euren Maschinen.
Nockenhöhe ist auch im Sollmaß.

Ich hab keine Ahnung was da los ist, vlt kann einer von euch seinen Gedanken freien Lauf lassen.
Vlt kann mir auch jmd sagen, wo man genaue Details wie oben gezeigte Zeichnungen beziehen kann. Soweit ich weiß stehen die Steuerzeiten auch nicht im Handbuch.

Danke
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